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Samstag, 8. Juni 2013

Im Tempel des Klimagottes


In einem Land, in dem die Hohepriester mehrmals täglich und auch nächtlich dem einzigen und wahren Klima-Gott ihre inbrünstigen Gebete und devoten Opfergaben widmeten, übte man sich fleißig im täglichen Energiewende-Mantra. Nach den zuvor lange und eifrig eifrig praktizierten Mantras des Energiesparens, des Recyclings und des Grünen-Punkt-auf-Gelbem-Sack verordneten die Priester den Gläubigen eine radikale rituelle Umweltreinigung.

Denn der Klimagott ist erbarmungslos und verzeiht die Fehler seiner Untergebenen nicht; niemals. Jedes Mal, wenn sie in der Vergangenheit falsch gehandelt hatten, bestrafte er die Menschen mit Feuer und Eis, mit Wind und Wasser. Und so mußten die hohen Priester Opfergaben organisieren, damit der Gott ihnen gut gesonnen blieb. Denn nur sie hatten erkannt, daß Feuer, Eis, Wind und Wasser göttliche Strafen für die Sünden der nicht dem Klima-Gott Opfernden waren.

Vor langer Zeit schon ging es dem Müll an den Kragen und die Hohepriester hatten in ihrer unendlichen göttlich inspirierten Weisheit beschlossen, jedes noch so kleine Abfallstückchen nach seinen Rohstoffen zu trennen, bevor man es endgültig entsorgte oder noch besser weiterverarbeitete. Die Benzin- und Gaspreise wurden sehr stark angehoben, damit die Menschen nur so viel ihre Autos fuhren, wie es notwendig war. Die PVC-Flaschen wurden bepfandet (und es wurde viel Geld, Zeit und Energie dafür verschwendet, Automaten zu konstruieren und zu bauen, die die Pfandflaschen einsammeln und schreddern sollten), die Glühbirnen wurden verboten und eingeschmolzen, die alten Autos verschrottet. Irgendwann waren auch die Roller dran. Aber dem Klimagott war es nicht genug.

Nun, der Klimagott sprach also zornig drohend zu den Hohepriestern ob der nachhaltigen CO2-Reduktion und sie befolgten zitternd seine Gebote: die Menschen müssen gehorchen und nicht atmen, denn das CO2, das sie ausstoßen, findet der Klimagott gar nicht gut, es ist gar tödlich für den Planeten! Und so gaben sie ihren Handwerkern eine Aufgabe: sie sollten ein Atemgerät für die Menschen bauen, damit das böse CO2 in eine gute Substanz umgewandelt werde, damit der Klimagott die Menschen nicht wieder bestrafe.

Es blieb ihnen ein Monat Zeit, denn danach sollten giftige saure Niederschläge auf die Erde fallen, eine riesige Flut die Menschen verschlingen, gefolgt von gewaltigen Vulkanausbrüchen, gekrönt von der ewigen Eiszeit! Genau das hatte der Klimagott den Hohepriestern angedroht. Als Sofortmaßnahme verbannten die Priester alle Getränke mit Kohlendioxid, wie Bier, Wein, Champagner, Sekt, Cola, Sprudelwasser und dergleichen, sowie die überflüssigen Kerzen und die giftigen Zigaretten. Außerdem noch das Grillen und die Kamine, warmes Wasser, die Schwerindustrie, Fleischkonsum und Neoprenstoffe. Auch Brotbacken war natürlich verboten, Hefe und Sauerteig wurden mit ewigem Bann belegt und für „teuflisch“ erklärt.

Um ihren Taten Nachdruck zu verleihen und um sich die Wartezeit auf die Atemmaske zu verschönern, verboten die Priester die Flugzeuge, alle Militär- sowie Landwirtschaftfahrzeuge, den Binnenverkehr und zum Schluß auch noch die Autos.   

Die Handwerker derweil tüftelten, bastelten und probierten aus, und nach dreieinhalb Wochen war ein Atemgerät fertig. Sie bekamen von den Priestern sehr viel Geld und die Zusage, an jedem verkauften Gerät zusätzlich 60% zu verdienen. Die restlichen 40% wollte man für die weiteren Opfergaben und Tempel zu Ehren des Klimagotts ausgeben. Prompt wurden die Atemmasken für alle Menschen im Land hergestellt: in allen Größen, sodaß sogar Babies und Kranke eine tragen konnten. Die Hohepriester waren glücklich und spendeten den Gläubigen den Segen des Klimagottes.

Jeden, der diese Maske nicht kaufen wollte, verurteilten sie als Ketzer und steckten ihn ins Gefängnis. Nach genau vier Wochen war das ganze Land der Hohepriester gehorsam in die Atemmasken gehüllt und der Klimagott lobte sie alle und nahm als Anerkennung ihrer Nachhaltigkeit seine Drohungen zurück.

Die Menschen blieben also zuhause, weil nichts mehr flog oder fuhr, tranken stilles kaltes Wasser, aßen rohe Gemüsespeisen und rauchten nicht mehr; aber sie waren stolz und erhobenen Hauptes verurteilten sie alle anderen als moralisch unterlegen.

Und so rettete eine ganz kleine Nation unter der strengen Führung der Hohepriester nicht nur sich selbst, sondern die ganze Welt!

PS. Die Geheimagenten der anderen Völker, die kurz Mäuschen gespielt haben um zu erfahren, wie es den Menschen dort erging, berichteten, daß sie bei gar keinem Menschen – nicht einmal bei einem Kind – ein einziges Lächeln gesehen hatten. Ob es nun an den Atemmasken lag, vermochten sie nicht zu beurteilen.